Beschreibung
Die Verheißung unbeschadeten Fortschritts wird in der Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) durchgängig aufrechterhalten, wenngleich das Verständnis politisch-gesellschaftlichen und wissenschaftlich-technologischen Fortschritts unter den verschiedenen Machthabern von Mao Zedong bis Hu Jintao in Anpassung an deren Konzeptionen Modifizierungen erfährt und unterschiedlich gewichtet wird. Um zu prüfen, wie Ideologeme zur Stabilisierung und Persistenz der Überzeugung eines determinierten Entwicklungsablaufs und unbegrenzten Fortschritts beitragen, werden Fortschritts- und Entwicklungsideologeme identifiziert und ihre Funktionen in verschiedenen Kontexten analysiert. Untersucht werden Ideologeme in der KPCh seit dem Jahr 1949 sowie ihr Aufscheinen in Fallbeispielen (Diskussion der Atomenergie in der VR China, des Wenchuan-Erdbebens 2008 und des Drei-Schluchten-Staudamm-Projektes) und hierbei besonders der Diskurs kritischer Stimmen.
Die in der Arbeit nachgewiesenen Fortschritts- und Entwicklungsideologeme umfassen Vokabular in Zusammenhang mit der Bewertung des Entwicklungsstandes, der Realisierung von Fortschritt, den Wegen nachholender Modernisierung und der Geschwindigkeit von Entwicklung und Fortschritt.
Sie bringen die Überzeugung der KPCh zum Ausdruck, dass Entwicklung und Fortschritt unter ihrer Lenkung plan- und durchführbar sind, Entwicklungsziele somit erreichbar werden und zukünftiger Fortschritt generiert werden kann. Ideologeme werden darüber hinaus als Legitimationsinstrumente eingesetzt, die sowohl eine konkrete Handlung oder Aufforderung beinhalten, wie Ziele erreicht werden können, als auch auf der Überzeugung basieren, dass der Entwicklungsweg der VR China sowie der angestrebte Fortschritt richtig sind.
In den Fallbeispielen lässt sich eine Persistenz dieses Fortschrittsdenkens konstatieren. Ein Hinterfragen desselben findet nur in geringem Ausmaß statt. Die Bandbreite der Diskussionen zeigt sich in den verschiedenen Abstufungen der Kritik und der Art und Weise, wie Standpunkte geäußert werden: von der Verwendung zahlreicher Ideologeme bis hin zur vollständigen Abwesenheit dieser; von konstruktiv bis hin zu radikal; von ideologischer Nähe zur Partei bis hin zu Abweichungen und Distanz.
Ideologeme wirken sinnstiftend in den jeweiligen Kontext hinein und ermöglichen eine ideologische Kohärenz zwischen KPCh, Regierung, parteinahen Stimmen und denjenigen Kritikern, die sich ihrer bedienen.
Der Gebrauch der Ideologeme gewährleistet, ungeachtet der damit verfolgten Intention, dass auch über die Äußerungen der Partei hinaus deren ideologische Inhalte Kontinuität behalten. Dies trägt dazu bei, dass das propagierte Entwicklungs- und Fortschrittsverständnis in den schriftlichen Quellen Bestand hat, somit auch den Herrschaftsanspruch der KPCh stärkt und für eine implizite Verwurzelung eines bestimmten Gedankengutes sorgt, welches, abgesehen von Dissidenten und Bloggern, nicht hinterfragt wird.
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