Beschreibung
Die vorliegende Masterarbeit geht der Frage nach, welches päpstliche Amtsverständnis Nikolaus‘ I. sich in seiner Briefkorrespondenz mit weltlichen Herrschern und dem Episkopat zeigt. Diesen Umstand zu untersuchen, ist vor allem im Kontext der Papstforschung interessant, da der Ausbau der Primatstellung des Papsttums gemeinhin erst in der Zeit des sogenannten Investiturstreits angesiedelt wird. Diese Untersuchung verdeutlicht jedoch, dass der päpstliche Vormachtsanspruch bereits im Frühmittelalter unter Nikolaus I. angebahnt wird. Die Arbeit konzentriert sich dabei vergleichend auf zwei bedeutende Ereignisse seines Pontifikats: Den Ehestreit Lothars II. und das Photianische Schisma. In beiden werden die Beziehungen zu einem weltlichen Herrscher, Lothar II. von Lotharingien bzw. Michael III. von Byzanz, sowie zum Episkopat des jeweiligen Gebietes untersucht. Auch in Bezug auf die Geistlichkeit muss eine Einschränkung erfolgen, welche sich im Westen auf die Ereignisse rund um die Absetzung der Bischöfe Gunther von Köln und Thietgaud von Trier erstreckt, im Osten hingegen auf die direkte Kommunikation mit dem Patriarchen Photios von Konstantinopel. Da sich das Selbstverständnis des Papsttums vor allem aus dem unmittelbaren Kontakt mit den betroffenen Parteien ableiten lässt, werden die lateinischen Briefe als Quellenmaterial für die Untersuchung von Primatsvorstellungen herangezogen und dahingehend umfänglich beleuchtet. Dabei stehen die vom Papst ausgehenden Schreiben im Fokus, wobei auch die wechselseitige Kommunikation analysiert wird, um die Anerkennung der Vormachtstellung seitens des jeweiligen Gegenübers zu prüfen. Schlussendlich lässt sich feststellen, dass Nikolaus I. im Grunde gegenüber Herrschern und Geistlichen in Ost und West ähnliche Primatsvorstellungen formuliert, diese jedoch im Osten nicht, wie gewünscht, umsetzen kann, da der Widerstand insbesondere auf der Seite des weltlichen Herrschers zu groß und die Kommunikationswege relativ lang sind. Im Frankenreich gelingt dies durch die Anrufung des Papstes als Schiedsinstanz besser. Vor allem im Hinblick auf die Kirchenhierarchie kann Nikolaus I. hier wesentlich zum Ausbau des päpstlichen Primatanspruchs beitragen, dessen kirchenrechtliche Entscheidungen nur noch schwer anzufechten sind.
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