Beschreibung
Was bedeutet es, wahnsinnig zu sein? Und wer darf darüber entscheiden?
Im Amerika des neunzehnten Jahrhunderts beansprucht Psychiatrie als neue Fachdisziplin diese Autorität für sich. Jedoch ist die Erfolgsgeschichte der Psychiatrie und ihr medizinisches Konzept von Wahnsinn untrennbar mit der literarischen Domäne verbunden, wie die Ergebnisse dieser Studie zeigen.
Auf der Suche nach Wissen verlassen sich Psychiater auf Shakespeare, Moliére und Byron als unfehlbare Autoritäten und nutzen deren Charakterstudien als Grundlage für Ätiologie und Pathogenese. Gleichzeitig verteufeln Irrenärzte schöngeistige Literatur als demoralisierend und pathogen. Die sogenannte Irrenhausliteratur – einschlägige Sensationsromane, Patientenzeitschriften, Exposees und die Irrenhausbibliothek als Instrument der Bibliotherapie – erweitert das Spektrum der Untersuchung.
Die Gegenüberstellung und der Vergleich von Fachliteratur, Irrenhausliteratur und den Werken klassischer amerikanischer Autoren wie Hawthorne und Melville zeigt zentrale, immer wiederkehrende Themen, die teils bis heute verhandelt werden: Wo sind die Grenzen der Wissenschaft, wo jene der Literatur? Wer entscheidet über Norm, Gesundheit und Wahnsinn? Wie wird Wissen produziert, verhandelt und konsolidiert?
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